Begräbnisse in Nigeria – genauso groß gefeiert und wichtig genommen wie Hochzeiten?!
Der Tod unseres allseits beliebten und verehrten Chief Adolf Paster ist auch ein Grund nach Nigeria zu schauen und darüber nachzudenken, wie in Afrika mit dem Tod eines geliebten Menschen umgegangen wird.
Für die meisten Afrikaner ist der Tod nur ein Übergang. Der Tote wird auch weiterhin mit der Familie zusammen leben, wenn auch in einem anderen, vergeistigten Zustand, sowie auch die bereits vor ihm vorangegangenen Ahnen.
In Nigeria wird deshalb ein Begräbnis zu einem mehrtägigen Fest, an dem alle Verwandten und Bekannten teilnehmen.
Dieses Fest beinhaltet nicht nur die Trauer um den Tod eines geliebten Menschen und die Verabschiedung des Verstorbenen, sondern auch die mit ihm geteilte Freude über ein neues Leben bei Gott!
Wenn es sich die Angehörigen leisten können,dauern solche Festivitäten mehrere Tage ! Die Familie trägt alles dazu bei, dass das Fest so groß wie möglich wird, da es die Wertschätzung gegenüber dem Toten zeigt. Deshalb wird auch gutes Essen, Tanz und Unterhaltung groß geschrieben.
Allein die Vorbereitungen eines Begräbnisses sind viel umfangreicher als in der westlichen Kultur … Broschüren mit einem Programm der einzelnen Tage der Festivität werden gedruckt, Angehörige und Nahestehende kommen darin zu Wort und beschreiben das Leben des Verstorbenen und ihr Verhältnis zu ihm. Für jeden Tag werden neue Gewänder geschneidert, um die nahe Beziehung der Teilnehmer:innen zu dem Verstorbenen auszudrücken.
Es werden – oft lebensgroße – Plakate mit dem Porträt des Verstorbenen gedruckt und überall aufgehängt. Jeder Angehörige bekommt T-Shirts mit Fotos und Sprüchen des Verstorbenen als Erinnerung.
Traditionell rasiert sich der nächste Angehörige als Zeichen der Trauer eine Hälfte des Kopfes zu einer Glatze.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie wichtig den Menschen eine würdige Verabschiedung, aber auch ein weiteres Begleiten der Verstorbenen in der jenseitigen Welt ist!
Durch den Tod verliert man nur die körperliche Präsenz in unserer Realität. Die geistige Gegenwart aller Verstorbenen wird nie vergessen.
Das geschieht zum Beispiel, indem bei jedem Fest oder wichtigen Ereignis zuerst die Ahnen begrüßt, geehrt, ihre Anwesenheit und ihr Beistand erbittet und sie schließlich auch bewirtet werden, indem man ein kleines Glas Alkohol, oder auch Essensbisse unter den Tisch schüttet.
Erst dann nimmt sich der Ranghöchste der Gruppe und schließlich auch die übrigen etwas von den bereitgestellten Speisen.
Begräbnisse werden oft erst Wochen oder Monate nach dem Tod eines Menschen abgehalten, um allen, oft weltweit verstreuten Angehörigen und Freunden eine Teilnahme zu ermöglichen.
