Jollof Rice, Fried Rice & Ziegenfleisch: Ein Tag mit Egbe, Catering in Nigeria
Es gibt Momente, da fühlt man sich nicht einfach wie ein Gast – sondern mittendrin im echten Leben. So war es für mich am 27. Juli 2025 in Nigeria. Egbe, eine erfahrene Caterin mit eigenem kleinen Unternehmen, bereitete zusammen mit einer Angestellten früh morgens Jollof Rice, Fried Rice, Huhn und Salat für einen Auftrag der Kirche zu. Ich durfte ein wenig mithelfen – schnippeln, beobachten, staunen.
Was für viele nach Streetfood klingt, ist in Wahrheit echtes Handwerk, mit Herz, Struktur und Stolz. Und eine Erinnerung, die bleibt.
Der Hof als Küche: Kochen unter freiem Himmel

Der Schauplatz: der Hof eines normalen Wohnhauses, in dem mehrere Familien leben. Keine professionelle Großküche, keine Edelstahlflächen – dafür zwei große Gasplatten, Töpfe, Schneidbretter, Plastiksesseln und Kübel mit Wasser. Dazu ein eingespieltes Duo, das genau weiß, was zu tun ist.
Ich traf um acht Uhr morgens ein – für mich als Morgenmuffel schon eine Leistung – doch da war der größte Teil bereits in vollem Gange. Karotten wurden geschält, Paprika und Weißkraut geschnitten, Reis gewaschen, Öl erhitzt. Ich schnippelte ein wenig mit, doch das Tempo der beiden war kaum einzuholen.
Fried Rice und Jollof Rice – zwei Klassiker Nigerias

Die ersten Töpfe füllten sich bald mit duftendem Fried Rice, bunt durchmischt mit Gemüse und Gewürzen. Jollof Rice, Nigerias berühmtester Reis, wurde separat gekocht – in kräftiger Tomatenbasis, mit Öl, Chili und der typischen roten Farbe, die ihn unverwechselbar macht.
Parallel wurden Hühnerstücke frittiert, sodass am Ende jede Portion Fleisch, Salat und Reis enthielt. Ziegenfleisch wurde für einen separaten Auftrag zubereitet – ein weiteres beliebtes Gericht in Nigeria, das häufig zu Feierlichkeiten serviert wird.
Präzision, Hygiene und echtes Handwerk
Der gesamte Ablauf war strukturierter und hygienischer, als man es beim Anblick von Kuebeln, offenem Hof und Schüsseln vielleicht vermuten würde.
- Das Wasser zum Kochen und Abwaschen wurde frisch geholt
- Geschirr wurde im großen Schaffel (Behälter) gespült
- Hände wurden regelmäßig gewaschen, Arbeitsflächen gereinigt
- Verpackt wurde alles sorgfältig und portionsweise
Wer glaubt, „Outdoor-Küche“ sei chaotisch oder unhygienisch, hat noch nicht gesehen, wie in Nigeria gearbeitet wird. Sauberkeit ist Ehrensache – auch ohne Fliesenboden und fließendes Wasser.
Abpacken, Ausliefern, Anrichten

Nach dem Kochen wurden die Portionen in Degel (runde Einwegschalen) gefüllt – Jollof Rice, ein Stück frittiertes Huhn, später ergänzt durch frisch angerichteten Salat in kleinen Bechern.
Diese wurden in Plastiktüten verpackt und an eine Kirche geliefert, wo die Auftraggeberin sie nach der Messe an die Gemeindemitglieder verteilte. Ein klassischer Catering-Auftrag in Nigeria – schnell, effizient und liebevoll zubereitet.
Ein Einblick in Nigerias Alltagswirtschaft

Was mich an diesem Morgen besonders beeindruckte, war nicht nur das Essen, sondern der ganze Ablauf:
Frauen wie Egbe stemmen täglich solche Aufträge, oft mit nur einer oder zwei Hilfskräften – ohne moderne Küchengeräte, aber mit Organisationstalent, Erfahrung und der Fähigkeit, auch große Mengen auf den Punkt zuzubereiten.
Das ist Nigeria, wie es im Alltag funktioniert: mit Eigeninitiative, Handarbeit und Unternehmergeist – jenseits der Nachrichtenbilder, ganz real und bewundernswert.
Fazit: Kochen als Kunst, Catering als Kultur

Der 27. Juli war für mich mehr als ein Tag im Hof. Es war ein Eintauchen in das echte, kreative, funktionierende Nigeria. Ein Morgen, an dem ich nicht nur gelernt habe, wie man Fried Rice perfekt würzt, sondern auch, wie viel Hingabe und Struktur hinter einem scheinbar einfachen Gericht stehen.
Wenn du Nigeria wirklich erleben willst, verlasse die Hauptstraßen. Geh in die Höfe. Schau zu. Und wenn du darfst: Schnipple mit.
Manuela Haag
