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Warum mir HIFA so am Herzen liegt – eine persönliche Begegnung aus Nigeria

Von Ella

Heute möchte ich eine Episode für  Leserinnen und Leser von HIFA teilen. Doch vorher ein kleiner Einblick, wer ich bin und was mich hierher geführt hat.

Vor etwa zwei Jahren habe ich mein gewohntes Leben hinter mir gelassen. Ich gab meinen Besitz auf, nahm nur das Nötigste mit und begann meine Reise – ohne Ziel, ohne Plan, aber mit dem Wunsch, das Leben in all seinen Facetten kennenzulernen.

Diese Reise führte mich durch verschiedene Länder, Kulturen und Realitäten. Ich arbeitete auf der Straße, campte unter freiem Himmel, lebte in Familienhäusern, einfachen Unterkünften und Slums, so bekam ich im Tausch gegen Arbeit, Essen und ein Dach über dem Kopf. Ich habe viel Gutes erfahren: Gastfreundschaft, Menschlichkeit, Herzlichkeit. Aber ich habe auch Zwielichtiges erlebt: Not, Betrug, Gefahr, Gewalt und Situationen, die mich manchmal an die Grenzen brachten.

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Schließlich kam ich nach Nigeria. Hier lebte ich eine Zeit lang selbst im Ghetto. Ich sah Armut, Hunger und große Not – aber auch unglaubliche Stärke, Hoffnung und stille Würde. Eine dieser Begegnungen möchte ich erzählen:

Leben am Limit: Eine Begegnung im nigerianischen Ghetto, die mich tief berührt hat

Wir sitzen in der kleinen Bar des Hotels. Oft ist sie leer. Heute aber sitzt eine Familie mit vier Kindern dort. Ihre wenigen Habseligkeiten haben sie draußen in Plastiktüten gestapelt — ordentlich, sauber, fast sorgsam aufgereiht. Alles, was sie besitzen, passt in ein paar Beutel. Man spürt: Diese Familie trägt eine schwere Last, doch sie verliert nicht ihre Würde.

Die Mutter bereitet Garri zu. In Nigeria ist es eines der alltäglichen Grundnahrungsmittel: ein feines Pulver aus Maniok, das mit Wasser zu einem Brei verrührt wird. Drei kleine Plastikbehälter stehen vor ihr. In zwei  füllt sie etwas mehr Garri, in den dritten nur wenig. Mit einer  kleinen Tüte Wasser rührt sie das Pulver an. Jeder Tropfen zählt.

Die zwei älteren Kinder teilen sich einen Behälter, die Mutter isst mit dem jüngeren Mädchen aus dem zweiten, und das kleinste Kind bekommt den dritten Teller, der am wenigsten gefüllt ist. Der Vater sitzt dabei, isst aber nicht. Nicht weil er nicht hungrig wäre — sondern weil das Wenige, das sie haben, zuerst den Kindern und seiner Frau zugutekommen soll. Es reicht nicht für alle.

Selbst im billigsten Hotel wird es schnell zu viel

Die Familie ist seit Tagen in diesem kleinen Hotel untergebracht. Es ist eines der günstigsten Hotels überhaupt — kaum mehr als ein einfaches Zimmer, kaum Komfort. Und doch können sie auch diese geringe Tagesrate seit Tagen nicht mehr bezahlen. Denn sie sind hier nicht aus Luxus, sondern aus Hoffnung. Hoffnung auf Arbeit. Der Vater versucht, über eine Agentur eine Stelle zu finden.

Wenn Arbeitssuche zur Schuldenfalle wird

In Nigeria bedeutet Jobsuche über Vermittlungsagenturen oft ein hohes Risiko. Vermittlungsagenturen verlangen häufig hohe Gebühren – manchmal mehrere Hundert Dollar, lange bevor überhaupt klar ist, ob es am Ende wirklich eine Anstellung gibt. Hinzu kommen Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung. Viele Arbeitssuchende müssen sich verschulden, um überhaupt an einer Jobchance teilnehmen zu können. Und oft bleibt es bei der Hoffnung. Die Agenturen sind kaum reguliert, manche arbeiten grenzwertig unseriös. Ein Teufelskreis, aus dem nur wenige ohne Verluste herauskommen.

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Schulden, die die Existenz bedrohen

Vorsichtig wurde nachgefragt, wie hoch die offenen Schulden beim Hotel seien. Die Mutter antwortete leise: etwa 40 Dollar.

40 Dollar. Für viele in Europa eine kaum spürbare Summe — für diese Familie bedeutet sie das Überleben. In Nigeria verdienen viele Menschen monatlich nicht mehr. Wird die Schuld nicht beglichen, droht der Verlust der wenigen persönlichen Gegenstände. Dann bliebe ihnen nichts.

Ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung

Ich überlege gemeinsam mit einer vertrauten Person vor Ort, ob wir helfen könnten. Der Vorschlag war, ihnen die Hälfte des Betrages zu schenken. Den Rest könnten sie selbst versuchen aufzubringen. Wir wollten keine Fragen stellen, keine langen Erklärungen verlangen — einfach nur Hilfe anbieten, still und respektvoll.

Als wir das Geld übergaben, füllten sich die Augen der Mutter mit Tränen. Sie dankte leise. Keine großen Worte. Nur stille Erleichterung.

Kurz darauf verließ sie mit den Kindern die Bar. Sie kehrte zurück — mit drei frischen Plastikbehältern, diesmal gefüllt mit Reis, etwas Soße und wenigen kleinen Fleischstücken. Es war mehr als vorher, aber auf europäischen Tellern wäre es kaum mehr als eine kleine Vorspeise gewesen. Für diese Familie bedeutete es: einmal satt werden. Für heute.

Ein neues Zimmer und ein leiser Moment der Hoffnung

Später gab es noch Schwierigkeiten mit ihrem Zimmer. Dank eines Kontakts konnte schnell eine Lösung organisiert werden. Als die Mutter verstand, dass die Familie bleiben konnte, wischte sie sich erneut verstohlen Tränen aus dem Gesicht. Keine lauten Gesten. Nur dieses leise Aufatmen.

Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch was wir sahen, ist keine Ausnahme. Solche Geschichten sind Alltag in Nigeria. Sie zeigen, wie Menschen jeden Tag kämpfen: um Essen, Unterkunft, Arbeit, ein bisschen Hoffnung. Und wie wenig es manchmal genügt, um ihnen neuen Mut zu geben.

Nigeria — zwischen Armut, Stärke und Würde

Wer Nigeria nur durch Nachrichten über Armut, Korruption oder Gewalt kennt, sieht nur einen Ausschnitt. Dahinter stehen Millionen Gesichter, Geschichten wie diese. Menschen, die mit wenig überleben. Familien, die sich gegenseitig stützen. Und immer wieder diese stille Stärke, die mich zutiefst berührt.

Warum ich HIFA unterstütze

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Solche Begegnungen haben mir gezeigt, wie entscheidend gezielte Hilfe sein kann. Besonders die Kinderpatenschaften von HIFA liegen mir am Herzen. Kindern durch Bildung, medizinische Versorgung und eine sichere Kindheit eine Perspektive zu schenken, bedeutet, eine positivere Zukunft zu ermöglichen. Schon kleine Beiträge können Großes bewirken.

Deshalb unterstütze ich HIFA von ganzem Herzen. Weil hier Hilfe ankommt. Und weil jeder Beitrag Hoffnung schenkt – Tag für Tag.